Es sind die körperlich schlechten Tage, wo mir auch mal trübe Gedanken kommen. Mir wird immer dann bewusst, wie sehr Seele und Leib doch zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen.
Aber eigentlich habe ich keine Angst. Nicht vor dem Tod. Eher vor einer Verschlimmerung der Krankheit, neuen Beschwerden und Krankenhaus. Aber eines nach dem anderen.Angst vor dem Tod -
Angst vor dem Sterben habe ich nicht. Das mag mit daran liegen, dass der Tod wieder etwas Abstand von mir genommen hat — mit mir geht es ja aufwärts. Oder zumindest wird es gerade nicht schlimmer. Ich hatte aber auch in der akuten Phase keine Angst vor ihm. Ich staune selber darüber. Vor dem Prozess des Sterbens auf jeden Fall, ja. Und  dem vergessen werden. Das das Leben nur ein gelebtes, echtes Leben ist, wenn man irgendeine Spur in der Geschichte hinterließ, etwas von Bedeutung.

"Wenn sich jeder Mensch auf dieser Erde an 19 Tote erinnert, so würden wir uns an alle Menschen, die jemals gestorben sind, erinnern". Aber manche tote Menschen müssen sich von mehren Lebenden gemerkt werden. Weil "einige Unendlichkeiten größer als andere Unendlichkeiten sind". - August Waters

Aber das Vergessen ist unvermeidlich !!! - und das macht mir Angst. Irgendwann ist man ausradiert aus jeglichen Erinnerungen.  Menschen werden vielleicht irgendwo einmal mein Bild sehen und vielleicht, aber auch nur vielleicht werden sie kurz innehalten und darüber nachdenken, was ich für ein Mensch gewesen sein könnte.  Aber wahrscheinlich - und das ist normal- werden sie es einfach registrieren.  Eine von vielen Toten auf der Welt.

Der Tod ist der Moment, wo ein Mensch nichts mehr selber tun kann.Nun ist man völlig ausgeliefert - doch wem oder was? Der Vernichtung, weil nach dem Tod alles aus ist? Dem großen Unbekannten, weil man nicht weiß, was kommt? Gott, vor dem man Angst hat, weil man ihn nicht kennt? Oder Gott, dem man vertraut, weil man ihn kennt? Oder weil man gar nicht an ihn glaubt. 

Meine Angst entsteht , wenn ich etwas, jemanden oder mich unbedingt festhalten will. Ich habe Angst vor dem Tod, wenn ich mein Leben unbedingt behalten will. Angst vor Verschlimmerung der Krankheit, wenn ich unbedingt mein jetziges Maß an Gesundheit festhalten will. Um mein Kind hätte ich derzeit auch große Angst, wenn ich eines hätte. Da ich keine habe, kann ihnen auch nichts passieren. Klingt logisch. Eine Angst weniger.





Hi S.A.D.

wir Menschen vergessen nunmal sehr schnell - dafür gibt es die Bilder und Videos, dafür schreiben wir unsere Gedanken auf. Aber wenn auch der letzte, der sich an einen erinnert, gegangen ist, was ist dann?

Gräme dich nicht, dass du vergessen wirst. Wir werden alle vergessen. Was Bedeutung hat, ist dass du dein Leben so lebst, dass sich jemand an dich erinnern wird. Und dass du zurückblickst und dir sagst: "Ja, ich habe alles getan, was ich tun wollte."

Lass dich nicht von einer Krankheit beherrschen! Niemals! Nimm sie mit, mach etwas, woran du zurückdenken kannst und es erfüllt dich mit Wärme und einem Lächeln.